Samstag, 20. Februar 2016

Aus Sicht eines Elliott-Wavers

Hauptsache gesund
Der DAX zwischen Japan, Deutsche Bank und gefährlichem Halbwissen

Jaja, was sah es alles so mies aus. Deutsche Zeitungen schrieben vorletzte Woche noch - als der DAX so "tief wie im Oktober 2014" schloss - dass das nun der Beginn einer weiteren "Abwärtsspirale" ist. Anleger fliehen aus "Risikopapieren" in "sichere Häfen" wie Japanische Yen und Gold (was durchaus zum schmunzeln einlädt, denn Gold weist auf 10 Jahressicht eine um gerade mal 9 Prozentpunkte geringere Volatilität aus als der DAX). Eine Deutsche Bank erlaubt sich an einem einzigen Handelstag 16% an Marktkapitalisierung zu verlieren - ein Affront! Auch Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus, die gelben "Engel des Finanzsektors", gingen mit einem beachtlichen Minus aus dem Handelstag. Eine Tragödie.

Aber kein Grund zur Sorge, denn bereits am nächsten Tag zogen uns Deutschlands größte Geldhäuser wieder aus dem Abgrund. Satte Gewinne fuhren die Aktien einer Commerzbank und einer Deutsche Bank ein. Gut dass wir so renommierte Schwergewichte im DAX haben! Obgleich die Bewegungen dieser beiden Aktien in letzter Zeit eher einem epileptischem Anfall gleichen, so sorgen sie doch dennoch immer wieder für Überraschungen. Genau so Japans Wirtschaft. Da brach doch glatt mal das Bruttoinlandsprodukt im viertel Quartal 2015 ein während in China (exportstärkste Nation) im Januar 2016 der wichtigste Wirtschaftssektor, quasi die Existenzgrundlage, nämlich der Exportsektor um 11,2% zerschmolz. Herrlich - da muss ein DAX doch glatt mal 2,7% höher schließen. Wieso auch nicht. Man verkauft als Versicherung ja schließlich auch gerne die Brandversicherung für das Übungsgelände des örtlichen Pyrotechniker-Vereins der regelmäßig Anfängerkurse für Indoor-Feuerspucker anbietet.


Es ist immer wieder höchst faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich Informationen vom Markt aufgefasst werden. 3% Minus im DAX? Das muss am extremem Handelsbilanzdefizit liegen! Oder vielleicht doch eher an den Zinssätzen oder den Arbeitslosenzahlen? Nein, garantiert liegt es an der Inflation, dem BIP, den Anleihen, Währungen, Rohstoffpreisen!

Unglücklicherweise kommen diese "Erklärungen" zum einen viel zu spät (abends beim Essen, wo der schlecht gelaufene intraday-Trade dann für wollig-warmes Sodbrennen sorgen wird). Zum anderen aber sind sie inkonsistent und erfrischend flexibel auslegbar. Dies nützt streng genommen nicht einmal den End-of-Day Tradern, denn diese haben eben nicht die absolute Gewissheit, dass ein Handelsbilanzdefizit zu einem automatisch Absinken des deutschen Leitindexes führt.
Der Markt tut was er will. Und das bei der Vielzahl der Tradern mit einer äußerst hohen Wahrscheinlichkeit länger als diese liquide sind.

Im Zweifel, bei vollkommener Ahnungslosigkeit und der damit verbundenen mangelnden Handlungsopportunität sowie bei fehlgelaufenden Trades gilt der Satz welcher schon mein Opa zu pflegen sagte. "Hauptsache gesund!"

In Elliott we trust

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